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Presseschau: Edelsteine, Gold und Glas: Der Glanz einer Epoche

Über tausend Jahre lang dominierte das Byzantinische Reich den Mittelmeerraum. Eine Ausstellung in München zeigt viele bisher selten zu sehende Werke. Von Geneviève Lüscher

In Griechenland heissen alle Mittelalter-Museen «Byzantino museio». Es gibt deren viele, und die Griechen sind stolz auf dieses Zeitalter. Seit dem 4. Jahrhundert - Konstantinopel wurde 324 gegründet - überstrahlte das Byzantinische Reich ein Jahrtausend lang die Kulturen des östlichen Mittelmeerraums und Europas. Kernland waren Griechenland und die Türkei, zeitweise beherrschte das Reich mit Syrien, Ägypten und Nordafrika nahezu das gesamte Mittelmeer. Lingua franca war das Griechische - und so verwundert es nicht, dass etliche Besucher in der Münchner Byzanz-Ausstellung griechisch sprechen: In Griechenland lebt die alte Kultur in der griechisch-orthodoxen Kirche bis heute fort.

Für die bisher grösste Byzanz-Ausstellung im deutschsprachigen Raum - 1000 Schaustücke auf ebenso vielen Quadratmetern - hat die Archäologische Staatssammlung München nebst Stücken aus Privatsammlungen hochkarätige Exponate aus Museen in New York, London, Berlin und Budapest zusammengetragen. Zwei Themenblöcke dominieren: Kirche und höfischer Luxus. Byzanz war zum zweiten Rom geworden, und in Konstantinopel erlebte das römische Kaisertum mit dem Kaiser als Stellvertreter Gottes auf Erden einen neuen Höhepunkt.

Prachtentfaltung
Weil die byzantinische Liturgie die Heilsgeschichte darstellt, haben die liturgischen Gewänder und Geräte neben der praktischen immer auch eine symbolische Funktion. Dieser Bezug auf die himmlische Herrlichkeit führte dazu, dass innerhalb der Orthodoxie nur selten Anstoss an überbordender Prachtentfaltung genommen wurde.

In der Ausstellung zeugen verzierte Säulenkapitelle und Raumschranken aus Marmor von der Innenarchitektur byzantinischer Kirchen, die einen Laien- und einen Altarraum aufweisen. Die Abtrennung erfolgte in früher Zeit mit niedrigen, steinernen Schranken, die mit der Zeit immer höher wurden und schliesslich - aus Holz gefertigt - den Altarraum völlig abschliessen.

Die Lichtsymbolik hat in der Liturgie grosse Bedeutung. Unter den vielen bronzenen Hängelampen, tönernen Öllampen, Kandelabern und Glaslampen beeindruckt in einem der Lichthöfe besonders ein kerzenbestückter Radleuchter von dreieinhalb Metern Durchmesser aus durchbrochenen Bronzeleisten mit kreuzförmigen Ornamenten. Auch wenn die Lichter nicht brennen, lässt leise Kirchenmusik im Hintergrund eine andächtige Stimmung aufkommen.

Zur Liturgie gehören auch Silberkelche, Weihrauchgefässe aus Messing, bronzene Kannen, Prozessionskreuze. Leider ist kein einziges liturgisches Gewand als weiteres Zeugnis byzantinischer Prachtentfaltung ausgestellt.

Nicht hinwegzudenken ist aus der orthodoxen Kirche der Bildschmuck. Die schöne Auswahl reicht von bis zu einem Meter hohen Relief-Ikonen aus Marmor bis zu knopfgrossen Taschen- Ikonen. Zwei sind hervorzuheben: Der heilige Demetrios in Buntemail aus dem 11. Jahrhundert zierte vermutlich einen Buchdeckel. Bei einer Mosaik- Ikone mit gekreuzigtem Christus aus dem 13. Jahrhundert verblüffen vor allem die stecknadelkopfgrossen Mosaiksteinchen aus buntem Glas und Gold. Vermutlich wurden derart aufwendige Ikonen am Hof in Konstantinopel hergestellt und gelangten als kaiserliche Geschenke in die Kirchen und Klöster.

Der Übergang zum Thema «Alltag und Luxus» ist fliessend, weil auch auf nichtsakralen Objekten die christliche Symbolik allgegenwärtig ist. Ihr inflationäres Auftreten signalisiert zugleich einen Sinnverlust, der die Grenze zwischen Frömmigkeit, Aberglaube und Prunksucht verwischt. Gezeigt wird hauptsächlich der byzantinische Luxus, während der Alltag der breiten Bevölkerung kaum in Erscheinung tritt.

Den Höhepunkt der Ausstellung bildet der prächtige frühbyzantinische Schatzfund aus dem oberägyptischen Assiut. Vermutlich in den Ruinen eines Klosters 1909 zum Vorschein gekommen - die Fundumstände sind nicht klar -, gelangte er in den Kunsthandel. Die Berliner Antikensammlung und das Metropolitan Museum in New York besitzen zusammen 25 des heute 40 Teile zählenden Schatzes; sie können nun erstmals nebeneinander betrachtet werden. Die Geschmeide, vor allem Halsketten und Armreife aus Gold und exotischen Edelsteinen, wurden am ehesten in Konstantinopel hergestellt, waren Bestandteil der kaiserlichen Schatzkammer und dienten als Machtinsignien. Möglicherweise hatte man sie vor arabischen Invasoren in Oberägypten in Sicherheit gebracht.

In den zu eng gestellten, nachlässig beleuchteten Vitrinen der Ausstellung verlieren diese Kostbarkeiten leider an Wirkung. Dass im gleichen Raum meist ohne Zusammenhang mit dem Assiut- Fund weiterer Schmuck gezeigt wird, ist nicht verständlich.

Naive Präsentation
Überhaupt machen die zahllosen Exponate aus Privatsammlungen stutzig. Es ist üblich, bei einer Sonderausstellung kleinere Lücken des Museumsbestands mit Stücken aus Privatsammlungen zu schliessen. Wenn aber von insgesamt 1000 Exponaten fast 650 vom gleichen Sammler stammen, drängt sich die Frage auf, ob hier nicht das Umgekehrte passiert ist. Viele Objekte ohne Provenienz und bar jedes archäologischen Kontextes waren bis anhin noch nie publiziert und erfahren mit der Präsentation in den Räumen einer staatlichen Institution und mit der wissenschaftlichen Aufbereitung im Katalog eine Wertsteigerung. Gisela Zahlhaas, Mitorganisatorin der Ausstellung, sieht darin kein Problem: «Es war eine gute Gelegenheit, diese Privatsammlung zu zeigen.» Zudem habe der Kunsthandel kein grosses Interesse für Byzantinistica. Dass eine solche Präsentation die Nachfrage steigern könne, hält sie für unwahrscheinlich.

Vor diesem Hintergrund werden Gliederung und Inhalt des aufwendigen, mit hervorragenden Objektfotografien versehenen Katalogs verständlich. Üblicherweise dient heute ein Ausstellungskatalog der Aufklärung des Publikums: Meist präsentieren Wissenschafter den neuesten Stand der Forschung und vertiefen die Themen der Ausstellung. Nicht so im Byzanz-Katalog: Nach einem nur schwer verständlichen Vorwort des Kurators Ludwig Wamser folgt ein geschichtlicher Überblick in Tabellenform. Schon nach 35 Seiten beginnt dann, unterbrochen von nur kurzen Einführungen, der über 400-seitige Katalog mit Farbbild und detailliertem Beschrieb jedes einzelnen Objektes - einem Auktionskatalog nicht unähnlich.

Die Welt von Byzanz. Archäologische Staatssammlung München. Bis 3. April. Katalog Euro 34.90.

Quelle: NZZ am Sonntag, 2. Januar 2005

2005-01-02, Lorenz E. Baumer

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